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Nachtfalter im Zollernalbkreis:
          Spinner und Schwärmer (Bombycoidea)

Anders als der Name vorgibt, ist an den Faltern der Überfamilie Bombycoidea nichts wesentlich Seltsames. Die Pfauenspinner und drei weitere "Spinner"-Familien heißen wohl so, weil sich ihre Raupen einen Kokon spinnen, in denen sich dann die Umwandlung zur Puppe vollzieht. Die Schwärmer haben ihren Namen vermutlich von ihrer Flugweise erhalten.

Die Überfamilie teilt sich in 5 Familien mit insgesamt nur 21 Arten auf. Von den beiden Brahmaeidae-Arten fehlen uns noch Nachweise und Fotos aus dem Zollernalbkreis und die Bombycidae sind in Baden-Württemberg gar nicht vertreten.

 
 

Familie:
Unterfamilie:

Brahmaeidae
 

Endromidae
 

Bombycidae
 

Saturniidae
Agliinae


Saturniinae

Sphingidae
Smerinthinae


Sphinginae


Macroglossinae



Wiesenspinner (Brahmaeidae)

Von den wenigen Arten dieser Familie kommen zwei auch in Baden-Württemberg vor. Beide gehören zu derselben Gattung und beide stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Den Raupen fehlen die Spinndrüsen, so dass sie keine Kokons anfertigen können. Die Falter besitzen keine Saugrüssel, nehmen also als Imago keine Nahrung mehr auf.


Habichtskraut-Wiesenspinner (Lemonia dumi) - RL 2


Rangendingen, 09.10.2020 (Foto: G. Hermann)


Rangendingen, 09.10.2020 (Foto: R. Steiner)


Rangendingen, 09.10.2020 (Foto: R. Steiner)


Rangendingen, 18.10.2020 (Foto: R. Bertscheit)


Haigerloch, 19.10.2020 (Foto: H. Fuchs)

Lemonia dumi ist in unserem Bundesland seither auf wenige wärmebegünstigte Gebiete beschränkt. In unserem Landkreis gab es vor 2020 noch keine Nachweise. Der Nachweis gelingt allerdings nur schwer - in den letzten Jahren meist unter Einsatz von Pheromonen im Rahmen eines wissenschaftlichen Programms. Auf dem mittleren Foto der oberen Reihe ist ein solcher Dispenser zu sehen.

Die Falter fliegen in einer ganz kurzen Flugzeit im Oktober im Bereich von trockenen bis frischen, ungedüngten und blütenreichen (Obstbaum-)Wiesen in der Umgebung von Schlehenheiden, auch in Waldnähe. Die Falter sind tagaktiv und die Männchen suchen lockende Weibchen in mitunter hektischem Flug und über Kilometer hinweg - an sonnigen Tagen, meist um die Mittagszeit bis zum frühen Nachmittag.

Die Weibchen beginnen sofort nach der Paarung mit der Eiablage an trockenen Pflanzenstängeln, wobei sie ihren gesamten Eivorrat (rund 400) an einem einzigen Nachmittag loswerden. Mit zunehmendem Gewichtsverlust fliegen sie dabei durchaus auch weitere Strecken. Danach sterben sie schnell.

Die Eier überwintern. Die Raupen sind dann vorwiegend im Mai an einer ganzen Zahl von Korbblütlern zu finden, vorwiegend wohl sogar am Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.), aber auch an Wegwarte (Cichorium intybus) und Habichtskraut (Hieracium spec.).



Birkenspinner (Endromidae)

Die Familie der Birkenspinner ist weltweit mit nur einer einzigen Art vertreten, die auch in Mitteleuropa vorkommt. Sie steht bei uns auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, über die Gesamtverbreitung ist jedoch nur wenig bekannt.


Birkenspinner (Endromis versicolora) - RL V


Haigerloch-Owingen, 30.03.2014 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Owingen, 31.03.2014 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Owingen, 31.03.2014 (Foto: H. Fuchs)


♂ Anflug ans Licht
Haigerloch-Stetten, 31.03.2019 (Foto: H. Fuchs)


Kopula - Falter aus Zucht (Eier aus Frei-Anflug)
09.04.2015 (Foto: F. Treuz)


Eier aus Zucht
10.04.2016 (Foto: F. Treuz)


Eiraupe aus Zucht
19.05.2015 (Foto: F. Treuz)


Jungraupen aus Zucht
20.04.2014 (Foto: H. Fuchs)


Jungraupe aus Zucht
09.06.2015 (Foto: F. Treuz)


Raupe L4 aus Zucht
11.05.2014 (Foto: H. Fuchs)


Raupe L5 aus Zucht
17.07.2014 (Foto: F. Treuz)


Raupe L5 verpuppungsbereit
17.07.2014 (Foto: F. Treuz)


Puppe im aufgeschnittenen Kokon
08.03.2016 (Foto: F. Treuz)


Kremaster der Puppe
25.03.2015 (Foto: F. Treuz)


leere Puppenhülle nach Schlupf
17.04.2016 (Foto: F. Treuz)

Unter anderem weil der Birkenspinner so früh im Jahr fliegt, ist über die Verbreitung der Art nur wenig bekannt. Im Zollernalb­kreis konnten wir erstmals im Jahr 2014 einen Nachweis führen, als bei einem Lichtfang zwei Weibchen anflogen. Weil sie kurz darauf viele Eier legten, konnten in den folgenden Jahren mithilfe frisch geschlüpfter Weibchen an wenigen weiteren Stellen ebenfalls Vorkommen nachgewiesen werden.

Die Falter haben keine Mundwerkzeuge, so dass ihr einziger Lebensinhalt ist, für Nach­kommen zu sorgen. Die Weibchen strömen deshalb auch direkt nach dem Schlupf ihre Sexuallockstoffe aus, von denen die Männchen im Umkreis von bis zu 4 km "magisch" angezogen werden. Erst nach der Begattung fliegen die Weibchen nachts los, um sich geeignete Birken-Standorte z.B. auf feuchten Sturmwurfflächen zu suchen und dort ihre Eier abzulegen.

Einen Zuchtbericht gibt's hier.



Pfauenspinner (Saturniidae)

Die Pfauenspinner bestehen aus zwei Unterfamilien, die bei uns nur mit jeweils einer einzigen Art vertreten sind - beide werden hier vorgestellt. Wie z.B. die Glucken verfügen die Falter über keinerlei zur Nahrungsaufnahme geeignete Mundwerkzeuge. Auch die einheimischen Pfauenspinner haben somit ihren "Lebenszweck" nach erfolgter Fortpflanzung erfüllt.


Nagelfleck (Aglia tau)


♂ Haigerloch, 09.05.2013 (Foto: D. Mezger)


♂ Haigerloch, 09.05.2013 (Foto: D. Mezger)


♂ Haigerloch-Owingen, 31.03.2014 (Foto: H. Fuchs)


♀ - Falter aus Ei gezogen
Bitz, 05.05.2015 (Foto: F. Treuz)


Jungraupe, aus Ei gezogen
Bitz, 30.06.2014 (Foto: F. Treuz)


Raupe L5 aus Ei gezogen
Bitz, 06.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Ei
Bitz, 10.05.2015 (Foto: F. Treuz)


Puppe, aus Ei gezogen
Bitz, 30.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Puppe, aus Ei gezogen
Bitz, 30.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Freiland-Kopula (♀ aus Ei gezogen)
Bitz, 20.05.2016 (Foto: F. Treuz)

Bei dem leuchtend orangfarbenen Nagel­fleck kann man am Tag, wie beim kleinen Nacht­pfauenauge, vor allem die Männchen entdecken, wie sie auf der Suche nach einem frisch geschlüpften Weibchen auf­geregt umher fliegen. Die Weibchen sitzen währenddessen mit nach oben zusammen­geklappten Flügeln in der Vegetation und warten auf den Geschlechtspartner.

Der Nagelfleck ist eine Charakterart kalkarmer wie kalkreicher Buchenwälder. Die Flugzeit korreliert mit dem Laubaustrieb der Rotbuche. In unseren Buchenwäldern kann die Art deshalb an einem sonnigen Frühlingstag im April und Mai regelmäßig angetroffen werden. Die Eier werden vorwiegend an Rotbuchen am Waldmantel abgelegt. Die Puppe überwintert.

Wegen der Färbung wird er oft mit dem Kaisermantel (Argynnis paphia) verwechselt, der jedoch erst im Sommer fliegt. Deshalb hat der Nagelfleck auch den etwas spöttischen Namen "Frühlings-Kaisermantel" erhalten.


Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia)


♂ Geislingen, 16.04.2009 (Foto: B. Schlude)
 


♀ Haigerloch-Stetten, 29.04.2023 (Foto: Ch. Dietz)
 


Eier vom ♀ NSG Häselteiche
Bitz, 24.04.2020 (Foto: F. Treuz)


Raupe L3
Rangendingen, 16.05.2011 (Foto: H. Fuchs)


Geislingen, 11.08.2005 (Foto: B. Schlude)
 


Straßberg, 15.07.2019 (Foto: R. Teufel)
 

Das Kleine Nachtpfauenauge (Schmetter­ling des Jahres 2012) ist eine der heraus­ragenden Schönheiten der einheimischen Nachtfalter. Während der Flugzeit der Falter (April-Mai) kann man vor allem die leuchtend orange gefärbten Männchen am Tag entdecken. Diese sind deutlich kleiner als die Weibchen und tragen auffällige gekämmte Fühler. Mit diesen sind sie in der Lage, über weite Distanzen dem Sexuallockstoff eines paarungsbereiten Weibchens zu folgen.

Im aufgeregten Flug suchen sie auf diese Weise eine Partnerin, die in der Vegetation sitzend auf ein Männchen wartet. Oft sind es gleich mehrere Männchen, die ein paarungsbereites Weibchen regelrecht bestürmen.

Die Art kann in den verschiedensten Lebensräumen angetroffen werden. Auch bei der Raupennahrung scheint das Kleine Nacht­pfauenauge wenig spezialisiert zu sein. Von Schlehe (Prunus spinosa) gibt es viele Meldungen.



Schwärmer (Sphingidae)

Die Artengruppe der Schwärmer zeichnet sich hauptsächlich durch ihren spindelförmigen Körper und spitz zulaufende Vorderflügel aus, die Hinterflügel sind in Ruhestellung meist überdeckt. Die Raupen haben auf dem letzten Analsegment als Hautausstülpung ein "Horn", viele ziehen bei Gefahr den Kopf ein und krümmen den vorderen Teil des Körpers zur "Sphinx-Stellung" - mitunter unterstützt durch eine auffällige Zeichnung, die den Angreifer unter Umständen erschrecken kann.

Die Falter sind meist ausgezeichnete Flieger, etliche Arten wandern immer wieder aus Südeuropa und Nordafrika ein und stützen auf diese Weise die einheimischen Bestände. Drei Arten bilden jedoch gar keine eigenen dauernden Populationen. Ihre ökologische Bedeutung besteht z.B. in der Bestäubung von nachts duftenden langröhrigen Blüten. Indem sie auf der Stelle schwirrend davor stehen und ihren Rüssel ausfahren, erinnern manche Arten an einen "Kolibri". Besonders das tagaktive Taubenschwänzchen wird den Naturschutzverbänden immer wieder als solcher gemeldet.

Von den insgesamt 16 in Baden-Württemberg vorkommenden Arten gelten nur 9 als derzeit noch nicht gefährdet.


Lindenschwärmer (Mimas tiliae)


Balingen, 20.05.2009 (Foto: H. Fuchs)


Ex ovo-Zucht Bitz, 10.06.2014 (Foto: F. Treuz)


Haigerloch-Owingen, 02.06.2014 (Foto: H. Fuchs)


Raupe aus Ei gezogen
Bitz, 23.07.2014 (Foto: F. Treuz)


Raupe L5 aus Ei gezogen
Bitz, 24.08.2014 (Foto: F. Treuz)


Puppe, aus Ei gezogen
Bitz, 14.03.2016 (Foto: F. Treuz)

Der Lindenschwärmer kommt in nur einer Generation vorwiegend in Laubmischwäldern und alten Parks vor, mit der Besiedlung von z.B. Lindenalleen wurde er vielerorts zum nicht seltenen Kulturfolger.

Die Falter sind tagsüber hauptsächlich im Mai und Juni ruhend an Bäumen zu finden. Sie haben nur einen ganz kurzen Rüssel, nehmen damit möglicherweise gar keine Nahrung zu sich - das ist jedoch wissen­schaftlich noch nicht abgesichert.

Als Nahrungspflanze für die Raupen dienen in erster Linie Linden (Tilia spec.), aber auch Birke und Kirsche werden angenommen. Am Ende der Raupenentwicklung im Spät­sommer lassen sich diese von den Bäumen fallen und suchen einen Verpuppungsplatz unter der Erde. Die Puppe überwintert, möglicherweise sogar zweimal.


Abendpfauenauge (Smerinthus ocellata)


Haigerloch-Stetten, 21.05.2016 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Stetten, 28.05.2015 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Stetten, 16.06.2015 (Foto: H. Fuchs)

In Ruhehaltung macht das Abendpfauen­auge seinem Namen keine Ehre. Wenn das Tier jedoch gereizt wird, zieht es ruckartig die Vorderflügel nach oben und die auf­fallende Augenzeichnung auf den Hinter­flügeln wirkt dann als "Schrecktracht".

Die Raupen dieser Art sind schwerpunkt­mäßig auf Weidengehölze fixiert. Der Lebens­raum ist dementsprechend an Standorten mit Wassernähe und Weiden-


Grosselfingen, 15.07.2010 (Foto: R. Zwiener)


Grosselfingen, 25.07.2010 (Foto: R. Zwiener)

bewuchs zu suchen. Die Raupe fällt in der Ruhephase durch ihre typische Haltung auf, die auch verwandten Arten wie dem Ligusterschwärmer zu eigen ist, was diesem bereits im Jahre 1736 den Namen "Sphinx" eingetragen hat, von dem sich auch der Familienname (Sphingidae) ableitet. Die Falter fliegen in einer Generation von Mai-Ende Juli.


Pappelschwärmer (Laothoe populi)


♀ Ex-ovo-Zucht
31.08.2014 (Foto: F. Treuz)


♂ Ex-ovo-Zucht
Bitz, 31.08.2014 (Foto: F. Treuz)


Geislingen, 06.06.2014 (Foto: B. Schlude)
 


♀ Ex-ovo-Zucht
Bitz, 04.06.2015 (Foto: F. Treuz)


Raupen aus Ex ovo-Zucht
Bitz, 06.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Raupe, gepunktete Variante
Bitz, 26.09.2019 (Foto: F. Treuz)


Puppe, Ex larva-Zucht
Bitz, 05.12.2019 (Foto: F. Treuz)

Wegen seines verkümmerten Rüssels ist der Pappelschwärmer wie sein nächster Verwandter, das Abendpfauenauge, nicht in der Lage Nahrung aufzunehmen. Deshalb ist das Flugvermögen dieser relativ plumpen Schwärmerart recht eingeschränkt. Die Färbung der Tiere kann von rötlich-violett über grünlich bis grau-bräunlich variieren und ist nicht geschlechtsspezifisch.

Der Pappelschwärmer tritt von Mai bis August auf. Ob es sich dabei um eine einzige lang gestreckte oder um zwei Generationen handelt, ist nicht ganz geklärt. Diese Art ist zum Kulturfolger geworden und zumeist in den Siedlungsräumen anzutreffen, wo sich in Parks, Anlagen und Gärten vor allem an Pappelgehölzen die Larvalentwicklung vollzieht.


Windenschwärmer (Agrius convolvuli)


Bitz, 15.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Bitz, 08.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Bitz, 08.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Haigerloch-Stetten, 16.09.2016 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Stetten, 16.09.2016 (Foto: H. Fuchs)


Trillfingen, 20.08.2012 (Foto: I. Seiffer-Schulz)


Raupe L1 - Bitz, 27.09.2016 (Foto: F. Treuz)


Raupe L2 - Bitz, 09.10.2016 (Foto: F. Treuz)


Raupe L3 - Bitz, 12.10.2016 (Foto: F. Treuz)


Raupe L4 - Bitz, 15.10.2016 (Foto: F. Treuz)


Raupe L4 - Bitz, 19.10.2016 (Foto: F. Treuz)


Puppe - Bitz, 01.11.2016 (Foto: F. Treuz)


Rüsselscheide - Bitz, 01.11.2016 (Foto: F. Treuz)

Der als Wanderfalter allgemein bekannte Windenschwärmer ist in allen Gegenden Baden-Württembergs schon nachgewiesen, im Zollernalbkreis jedoch erst wenige Male.

Die ersten Falter können schon im Frühjahr auftauchen, das heißt, dass die Puppen mitunter erfolgreich überwintern. Die ersten Einwanderer kommen im Juni/ Juli, der größte Teil fliegt jedoch zwischen August und Oktober. Meist können sie im Siedlungs­bereich beobachtet werden, wenn sie nachts vor den Blüten des Phlox, an Ziertabak oder auch an Seifenkraut in der Luft stehend mit ihrem langen Rüssel Nektar saugen.

Raupen sind am ehesten im Herbst zu beobachten, wenn sie sich von den Winden (Convolvulus spec.), ihren Nahrungs­pflanzen, entfernen und nach einem Verpuppungs­platz suchen. Der größte Teil der Puppen überlebt den Winter jedoch nicht.


Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos)


Geislingen, 12.09.2003 (Foto: B. Schlude)


Balingen-Engstlatt, 10.09.2015 (Foto: H. Fuchs)


Balingen-Engstlatt, 10.09.2015 (Foto: H. Fuchs)


Frommern, 24.08.2012 (Foto: U. Lay)


Haigerloch-Trillfingen, 03.08.2015 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Trillfingen, 03.08.2015 (Foto: H. Fuchs)

Als Einwanderer aus dem Mittelmeerraum bevorzugt der Totenkopf, wie er meist verkürzt genannt wird, die Wärmegebiete Baden-Württembergs. Von der Schwäbischen Alb gibt es nur wenige Nachweise, doch im Albvorland werden immer wieder Raupen oder Puppen auf Kartoffeläckern entdeckt. Auch der oben links abgebildete Falter stammt von einer Puppe, die bei Roßwangen in einem Kartoffelfeld gefunden wurde.

Falter werden hingegen mitunter von Imkern entdeckt, weil sie ihren hohen Energiebedarf durch das Anstechen und Aussaugen von Bienenwaben decken - bei den Weibchen ist die Nahrungsaufnahme für die Eireifung sogar unbedingt erforderlich. Die Bienen dulden die Eindringlinge, weil sie dieselben Duftstoffe absondern und so quasi unentdeckt bleiben, zumal sie sich zunächst sehr ruhig verhalten. Etwa 15 Minuten, nachdem sie ihre kräftigen Rüssel zum Einsatz gebracht haben, wird der Stock wieder verlassen.


verpuppungsreife Raupe
Haigerloch-Trillfingen, 03.08.2015 (Foto: H. Fuchs)

Im Mai/ Juni schlüpfen Falter aus den wenigen erfolgreich überwinternden Puppen. Die meisten Falter sind jedoch zwischen August und Oktober zu finden und sind die Nachkommen der im Frühjahr eingewanderten Tiere.


Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri) - RL V


Ex ovo-Zucht
Bitz, 29.06.2015 (Foto: F. Treuz)


Bitz, 29.06.2015 (Foto: F. Treuz)
 


Ex ovo-Zucht
Bitz, 01.07.2015 (Foto: F. Treuz)


Eier - Bitz, 20.06.2017 (Foto: F. Treuz)
 


Ei - Bitz, 21.06.2017 (Foto: F. Treuz)
 


Raupe L1, Ex ovo-Zucht
Bitz, 24.06.2017 (Foto: F. Treuz)


Jungraupe, Ex ovo-Zucht
Bitz, 16.07.2017 (Foto: F. Treuz)


Portrait Jungraupe, Ex ovo-Zucht
Bitz, 26.07.2017 (Foto: F. Treuz)


Ex ovo-Zucht
Bitz, 03.08.2015 (Foto: F. Treuz)


Ex ovo-Zucht
Bitz, 25.09.2014 (Foto: F. Treuz)


Puppe, Ex ovo-Zucht
Bitz, 07.03.2016 (Foto: F. Treuz)


Puppe, Ex ovo-Zucht
Bitz, 07.03.2016 (Foto: F. Treuz)

Der Ligusterschwärmer fliegt in einer Generation von Mai hauptsächlich bis Juli im Bereich gebüschreicher, sonniger Waldränder, hauptsächlich aber in offenen Landschaften mit Randstrukturen in Form von Hecken, Gebüschgruppen und Säumen bis in den Siedlungsbereich. Gerne sucht der Falter zur Nahrungsaufnahme stark riechende Blüten wie Seifenkraut (Saponaria officinalis) und Geißblatt (Lonicera spec.) auf. Trotzdem wird er bei uns selten gesehen.

Die Raupen leben an Liguster (Ligustrum vulgare), aber auch an Flieder (Syringa vulgaris), Esche (Fraxinus excelsior) und am Spierstrauch (Spiraea spec.).


Kiefernschwärmer (Sphinx pinastri)


Hechingen-Boll, 01.07.2013 (Foto: H. Fuchs)


Geislingen, 24.04.2020 (Foto: B. Schlude)


Geislingen, 27.05.2010 (Foto: B. Schlude)


Bitz, 09.09.2014 (Foto: F. Treuz)


Ebingen, 22.09.2016 (Foto: L. Layh)

Der Kiefernschwärmer ist die am meisten verbreitete Art in Baden-Württemberg, möglicherweise auch, weil er der Witterung gegenüber recht unempfindlich zu sein scheint. Die Falter fliegen in 1 bis 2 Generationen zwischen Mai und August in (Kiefern-)Nadel- und Laubmischwäldern, aber auch innerhalb der Siedlungen mit nicht einheimischen Koniferen.

Die Raupen fressen an Kiefern und

anderen Pinaeceae, die Falter saugen ab der späten Dämmerung u.a. an Lonicera, Seifenkraut und Tag-Lichtnelke. Neben den auffälligen Raupen sind tagsüber auch häufig z.B. an Hauswänden ruhende Falter zu finden.


Skabiosenschwärmer (Hemaris tityus) - RL 2


Hechingen-Beuren, 19.05.2019 (Foto: J. Beurle)


Albstadt-Pfeffingen, 07.09.2013 (Foto: D. Haas)


Hechingen-Beuren, 19.05.2019 (Foto: J. Beurle)


Albstadt-Pfeffingen, 07.09.2013 (Foto: D. Haas)


Oberdigisheim, 06.05.2020 (Foto: G. Pfister)


Oberdigisheim, 06.05.2020 (Foto: G. Pfister)

Der Skabiosenschwärmer ist bedauerlicherweise einem starken Rückgang unterworfen - vielerorts ist er schon ausgestorben. Wie beim Hummelschwärmer erinnert der Falter wegen seiner durchscheinenden Flügel an große Hummeln.

Die Falter fliegen in einer Generation hauptsächlich im Mai im Bereich von Halbtrockenrasen und an trockenen Wegrändern - mitunter mitten in der heißen Mittagszeit in Hausgärten zur Nahrungsaufnahme an Buddleja. Daneben saugen die Falter an vielerlei langkelchigen Blüten wie Wiesensalbei, Natternkopf, Kreuzblümchen und Karthäusernelke.

Die Weibchen legen die Eier im Flug an Jungpflanzen von Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Taubenskabiose (Scabiosa columbaria).


Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis) - RL V


Grosselfingen, 03.08.2010 (Foto: A. Braun)


Bisingen-Zimmern, 16.07.2007 (Foto: H. Pflumm)


Bisingen-Zimmern, 16.07.2007 (Foto: H. Pflumm)


Bitz, 05.07.2019 (Foto: F. Treuz)


Balingen-Ostdorf, 18.06.2007 (Foto: H. Fuchs)


Bitz, 24.07.2017 (Foto: F. Treuz)

Auch weil die Beschuppung der Flügel schon nach wenigen Flugstunden ver­schwindet und diese praktisch durch­sichtig werden, sind der Hummel­schwärmer und der seltenere Skabiosen­schwärmer nicht immer leicht zu unterscheiden.

H.fuciformis fliegt nur tagsüber zwischen Mai und August in bis zu zwei Generationen auf Waldwiesen und Lichtungen in Laub­mischwäldern.

Die Falter saugen an vielerlei Blüten wie z.B. Günsel (Ajuga spec.), aber auch in den Hausgärten sind sie mitunter an Buddleja zu finden - wie auf den Fotos.

Als Nahrungspflanze für die Raupen dient in erster Linie die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), aber durchaus auch die im Bereich der Siedlungen angepflanzte Schneebeere (Symphoricarpos rivularis).


Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)


Grosselfingen, 14.08.2010 (Foto: R. Zwiener)


Bisingen-Zimmern, 16.07.2007 (Foto: H. Pflumm)


Bisingen-Zimmern, 07.07.2007 (Foto: H. Pflumm)


Grosselfingen, 06.08.2010 (Foto: A. Braun)


Haigerloch-Stetten, 08.10.2008 (Foto: H. Fuchs)


Bitz, 18.10.2016 (Foto: F. Treuz)


verpuppungsreife Raupe
Haigerloch, 25.09.2015 (Foto: H. Fuchs)


verpuppt am 25.09.
Haigerloch, 19.10.2015 (Foto: H. Fuchs)


Bitz, 18.10.2016 (Foto: F. Treuz)
 


schon recht ramponiert und abgeflogen
Haigerloch-Stetten, 20.07.2019 (Foto: H. Fuchs)

Wegen seiner Angewohnheit, im Schwirrflug vor einer Blüte stehend Nektar zu saugen, wird das Taubenschwänzchen den Natur­schutzverbänden häufig als "Kolibri" gemeldet. Der Wanderfalter, der alljährlich aus dem Mittelmeerraum einwandert und in den wärmeren Gegenden Baden-Württem­bergs wohl auch als Falter überwintert, ist nahezu das ganze Jahr über im Offenland zu beobachten. In der Regel bilden die Tiere zwischen Juni und Oktober zwei Genera­tionen aus, jedoch neue Zuwanderer kommen ständig hinzu.

All das ist abhängig von der Blütennahrung, wobei die Falter blaue und rotviolette Blüten mit langen, engen Blütenkelchen bevorzugen: Geranien, Rittersporn, Buddleja und Verbenen sind bevorzugte Falter-Nahrungspflanzen, die tagsüber auch bei nicht optimalem Wetter und noch unter 10°C aufgesucht werden. Die Raupen leben an Labkräutern (Galium spec.).


Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina) - RL V


Pfeffingen, 22.07.2017 (Foto: D. Haas)
 


Zucht aus Raupe
gefunden in Hechingen, ca. 2009 (Foto: H.-P. Ulrich)


Hechingen, 14.08.2020 (Foto: H.-P. Ulrich)
 

Beim Nachtkerzenschwärmer handelt es sich um eine Art, die über Anhang IV der FFH-Richtlinie europarechtlich streng geschützt und in nationaler Umsetzung aufgrund der Bestimmungen des (BNatSchG) besonders und streng geschützt ist. In unserem Bundesland ist es eine Art des Artenschutzkonzepts.

Die Verbreitung der Art ist in Baden-Württemberg sehr uneinheitlich. So werden zwar die klimatisch begünstigten Gebiete besiedelt, auf der Schwäbischen Alb, an der Donau oder in Oberschwaben fehlt sie praktisch ganz. Im Zuge der Klimaerwärmung kann man jedoch davon ausgehen, dass eine Arealerweiterung stattfinden wird.

Die kurzlebigen Falter fliegen von Ende April bis praktisch in den Juli hinein im Bereich der Standorte verschiedener Weidenröschen-Arten in Feuchtschuttfluren sowie in lückigen Unkrautgesellschaften auf Sand- und Kiesböden sowie an Bahndämmen, in Kiesgruben und Steinbrüchen oder in Industriebrachen.

Die Raupen sind von Ende Juni bis August an verschiedenen Weidenröschen-Arten (Epilobium spec.), auch an der Nachtkerze (Oenothera spec.) zu finden. Sie wachsen in 14 Tagen heran, verpuppen sich und überwintern in einer selbstgebauten Höhle.


Labkrautschwärmer (Hyles gallii) - RL D


Balingen, 14.08.2010 (Foto: D. Mezger)


Bitz, 23.08.2017 (Foto: F. Treuz)

Diese Art tritt in Baden-Württemberg nur selten und sehr unregelmäßig auf. Möglicher­weise ist der Labkrautschwärmer in unserem Faunengebiet gar nicht bodenständig. Da Raupen nur extrem selten gefunden werden, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei Hyles gallii um eine Wanderfalterart handelt.

Aufgrund der wenigen Beobachtungen liegen nur unzureichende Kenntnisse über Verbreitung, Lebensweise und Habitat der Art vor.


Altwelt-Linienschwärmer (Hyles livornica)


Haigerloch-Stetten, 12.05.2015 (Foto: H. Fuchs)


Hechingen, xx.xx.2003 (Foto: H.-P. Ulrich)


Haigerloch-Stetten, 07.08.2022 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Stetten, 07.08.2022 (Foto: H. Fuchs)

Der Linienschwärmer ist in den gesamten altweltlichen Tropen und Subtropen verbreitet, in Europa nur an den Küsten des Mittelmeers. Als unregelmäßig einfliegender Wanderfalter erreicht er jedoch auch immer wieder die nördlicheren Teile Europas.

Aus Baden-Württemberg liegen zwar etliche Fundmeldungen vor, trotzdem sind die Funde von 2003, 2015 und 2022 etwas Besonderes, weil es die bisher einzigen Nachweise im Zollernalbkreis sind.

Eingewanderte Weibchen legen ihre Eier mitunter am Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella) oder auch am Labkraut (Galium spec.) ab. Die sich hieraus entwickelnden unfruchtbaren Falter fliegen im Herbst in ihre Ursprungsgebiete zurück. Jedoch fehlen hierzu seither Beobachtungen aus unserem Bundesland.


Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor)


Bitz, 22.05.2015 (Foto: F. Treuz)


Bitz, 22.05.2015 (Foto: F. Treuz)


Bitz, 04.07.2014 (Foto: F. Treuz)


Bisingen-Zimmern, 06.08.2010 (Foto: H. Pflumm)


Bisingen-Zimmern, 06.08.2010 (Foto: H. Pflumm)


Bisingen-Zimmern, 07.08.2010 (Foto: H. Pflumm)

Der Mittlere Weinschwärmer ist überall im Land weit verbreitet. Im Bereich der Schwäbischen Alb fliegen die Falter in einer Generation zwischen Ende Mai und Anfang August in vielerlei Saumbiotopen und an Wegrändern. Zunehmend findet man die Falter auch in Siedlungsgebieten, wo sie in der Dämmerung gerne an Buddleja und Phlox saugen.

Häufig sind auch nur die Raupen zu finden, die an vielerlei Nachtkerzengewächsen wie Weidenröschen (Epilobium spec.), aber auch in Gärten und auf Friedhöfen an Fuchsien-Hybriden (Fuchsia spec.) leben. Auch das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) gewinnt als Raupennahrung zunehmend an Bedeutung. Die Raupe kann grün oder braun sein und wenn sie z.B. bei Berührung den Kopf einzieht, tritt eine an einen Schlangenkopf erinnernde Zeichnung hervor.


Kleiner Weinschwärmer (Deilephila porcellus)


Haigerloch-Stetten, 02.07.2007 (Foto: H. Fuchs)


Haigerloch-Stetten, 29.07.2006 (Foto: H. Fuchs)


Bitz, 08.05.2020 (Foto: F. Treuz)


Rosenfeld, 12.06.2019 (Foto: B. Hofmann)


Haigerloch-Stetten, 11.07.2007 (Foto: H. Fuchs)


Trillfingen, 08.08.2016 (Foto: E. Lambrinos)

Der Kleine Weinschwärmer ist eine recht häufige Art und mit seiner auffälligen Rotfärbung auch nicht zu übersehen. Die Falter fliegen zwischen Mai und August in vermutlich zwei Generationen im Bereich von blütenreichen Feld- und Wegrainen, an Wiesenböschungen, Hecken und Gehölzsäumen. Sie sind dämmerungsaktiv und saugen wie viele andere Schwärmer-Arten an verschiedenen langröhrigen Blüten.

Die Raupen leben auf Fettwiesen am Wiesenlabkraut (Galium mollugo), auf Mager- und Trockenrasen am Echten Labkraut (Galium verum).


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