Schriftzug
 


Tagaktive Nachtfalter im Zollernalbkreis:
     Glucken (Lasiocampidae) und Pfauenspinner (Saturniidae)

Im Gegensatz zu den Tagfaltern ist die Artengruppe der Nachtfalter weitaus weniger einheitlich. In der neuen Systematik werden insgesamt 5 Überfamilien genannt. Dabei gibt es solche, die in Mitteleuropa nur jeweils eine Familie mit wenigen Arten enthalten. Andere wurden hingegen zusammengefasst: Die Schwärmer sind jetzt mit den Pfauenspinnern in einer Überfamilie und die meisten "Spinner", Schwärmer und Eulenfalter gehören jetzt ebenfalls zusammen.

Aus Gründen der Darstellung stellt diese Seite Arten von zwei verschiedenen Artengruppen zusammen:

Die Familie der Glucken ist in Baden-Württemberg aktuell noch mit 16 Arten vertreten, von denen derzeit nur 5 noch nicht gefährdet erscheinen - eine davon der hier vorgestellte Brombeerspinner. Die Falter können wegen des Fehlens eines Saugrüssels keine Nahrung aufnehmen und sterben nach der Paarung bzw. Eiablage rasch ab.
Die Pfauenspinner bestehen aus zwei Unterfamilien, die bei uns nur mit jeweils einer einzigen Art vertreten sind - beide werden hier vorgestellt. Wie bei den Glucken verfügen die Falter über keinerlei zur Nahrungsaufnahme geeignete Mundwerkzeuge. Auch die einheimischen Pfauenspinner haben somit ihren "Lebenszweck" nach erfolgter Fortpflanzung erfüllt.

 
 

Familie:
Unterfamilie:

Lasiocampidae
Lasiocampinae

 
 

Saturniidae
Agliinae


Saturniinae


Brombeerspinner (Macrothylacia rubi)



Haigerloch, 22.10.2006 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch-Stetten, 18.09.2008 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch-Stetten, 18.09.2008 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch-Stetten, 10.06.2008 (Foto: H. Fuchs)


Der Brombeerspinner ist der häufigste einheimische "Wollraupenspinner". Die Männchen fliegen bei Sonnenschein auf der Suche nach den Weibchen in unruhigem Zickzackflug weit umher, während diese in der niederen Vegetation ruhen, wo auch die Paarung stattfindet. Nach Einbruch der Dunkelheit fliegen sie dann weg um ihre Eier abzulegen.

Die Falter fliegen in einer Generation von Mai bis Anfang Juli. Nahezu alle Bereiche des Offenlandes, auch Straßenböschungen und Weg­rändern, werden besiedelt.

Die Raupen leben mitunter in sehr großer Zahl an einer Vielzahl von Pflanzen und über­wintern. Im Frühjahr verpuppen sie sich ohne erneute Nahrungsaufnahme in einem Kokon am Boden. Obwohl die Raupen auf der Suche nach einem Überwinterungs­platz mitunter massenhaft überfahren werden, erscheint die Art bei uns bislang noch ungefährdet.



Nagelfleck (Aglia tau)



Haigerloch-Stetten, 30.04.2007 (Foto: H. Fuchs)



Haigerloch, 09.05.2013 (Foto: D. Mezger)



Haigerloch, 09.05.2013 (Foto: D. Mezger)


Bei dem leuchtend orangfarbenen Nagelfleck kann man am Tag, wie beim kleinen Nacht­pfauenauge, vor allem die Männchen entdecken, wie sie auf der Suche nach einem frisch geschlüpften Weibchen aufgeregt umher fliegen. Die Weibchen sitzen währenddessen mit nach oben zusammengeklappten Flügeln in der Vegetation und warten auf den Geschlechtspartner.

Der Nagelfleck ist eine Charakterart kalkarmer wie kalkreicher Buchenwälder. Die Flugzeit korreliert mit dem Laubaustrieb der Rotbuche. In unseren Buchenwäldern kann die Art deshalb an einem sonnigen Frühlingstag im April und Mai regelmäßig angetroffen werden. Die Eier werden vorwiegend an Rotbuchen am Waldmantel abgelegt. Die Puppe überwintert.

Wegen der Färbung wird er oft mit dem Kaisermantel (Argynnis paphia) verwechselt, der jedoch erst im Sommer fliegt. Deshalb hat der Nagelfleck auch den etwas spöttischen Namen "Frühlings-Kaisermantel" erhalten.



Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia)



Geislingen, 16.04.2009 (Foto: B. Schlude)



Rangendingen, 16.05.2011 (Foto: H. Fuchs)



Geislingen, 11.08.2005 (Foto: B. Schlude)


Das Kleine Nachtpfauenauge (Schmetterling des Jahres 2012) ist eine der herausragenden Schönheiten der einheimischen Nachtfalter. Während der Flugzeit der Falter (April-Mai) kann man vor allem die leuchtend orange gefärbten Männchen am Tag entdecken. Diese sind deutlich kleiner als die Weibchen und tragen auffällige gekämmte Fühler. Mit diesen sind sie in der Lage, über weite Distanzen dem Sexuallockstoff eines paarungsbereiten Weibchens zu folgen. Im aufgeregten Flug suchen sie auf diese Weise eine Partnerin, die in der Vegetation sitzend auf ein Männchen wartet. Oft sind es gleich mehrere Männchen, die ein paarungsbereites Weibchen regelrecht bestürmen.

Die Art kann in den verschiedensten Lebensräumen angetroffen werden. Auch bei der Raupennahrung scheint das kleine Nachtpfauenauge wenig spezialisiert zu sein. Von Schlehe (Prunus spinosa) gibt es viele Meldungen.


zur Grundseite der tagaktiven Nachtfalter


zu den Schwärmern